Gebäude
Gegen Austrocknung und Überschwemmung
In der gerade auferlegten Nationalen Wasserstrategie der Bundesregierung spielt die Flächenentsiegelung eine große Rolle. Ein Bodenbelag aus Asphalt, Beton oder Pflastersteinen erscheint als vermeintlich pflegeleichte Lösung für Vorgärten und Auffahrten. „In den vergangenen Jahren machten uns Starkregen und Hitze in NRW aber immer stärker zu schaffen“, sagt Fatma Özkan aus dem Projekt Klimafolgenanpassung und Grundstücksentwässerung (KluGe) der Verbraucherzentrale NRW.
Derartige Wetterextreme werden auf natürlich gestalteten Flächen deutlich besser aufgefangen. „Mit der Entsiegelung rund ums Haus können Grundstücks- und Eigenheimbesit-zer:innen viel bewirken“, rät Özkan. Denn wer eine naturnahe Umge-staltung umsetzt, gewinnt Sicherheit und Wohnqualität.
Welche konkreten Vorteile bringt eine Entsiegelung?
Bei einem gepflasterten und verfugten Vorgarten kann das Regenwasser nicht in der Erde versickern. Die Folge: Das Grundwasser wird nicht aufgefüllt. Kommt es zu Starkregen, staut sich das Wasser an der Oberfläche und sucht sich unkontrolliert seinen Weg. Dies kann dazu führen, dass Grundstücksteile überflutet werden oder der Keller vollläuft. Wer dagegen Flächen entsiegelt, stellt die natürlichen Bodenfunktionen wieder her und schützt sich so vor Überschwemmungen. Zusätzlich bieten entsiegelte Vorgärten, Stellplätze, Auffahrten oder Wege auch bei Hitze deutliche Vorteile: Wo Wasser versickern kann und möglicherweise sogar Pflanzen wachsen, ist der Boden durch Verdunstung messbar frischer und kühlt nachts besser ab. In heißen Sommerperioden sorgen diese Flächen im Vergleich zu aufgeheizten Pflasterflächen für angenehmere Temperaturen rund um das Zuhause.
Wie genau setzt man eine Entsiegelung um?
Zuerst muss das entfernt werden, was den Boden versiegelt, also Asphalt, Beton oder Pflastersteine. Im zweiten Schritt werden Tragschichten und Aufschüttungen wie Schotter, Kies oder Splitt vollständig oder teilweise entsorgt. Anschließend ist es wichtig, den verdichteten Boden aufzulockern. Dann kann das Regenwasser wieder auf natürliche Weise versickern. Eigentümer:innen können versiegelte Wege und Bereiche auf ihrem Grundstück mit Hacke und Schaufel in der Regel selbst entsiegeln. Wer fit genug ist, kann Pflaster, Schotter, Kies oder Splitt mit eigenem Körpereinsatz
entfernen. Beton- und Asphaltdecken abzutragen, ist hingegen meist Sache eines Fachbetriebs, da beim Auf- und Abbruch schweres Gerät zum Einsatz kommen muss.
Abbruch und Entsorgung der Bodenbeläge sowie die Kosten der neuen Gestaltung können ins Geld gehen. Zur Entsiegelung von Flächen bieten einige Kommunen in Nordrhein-Westfalen Fördermittel an. Wer tätig werden möchte, sollte sich bei der Kommune danach erkundigen. Mancherorts gibt es bestimmte Vorgaben bei der Gestaltung von Vorgärten. Ein weiterer Bonus winkt bei den Abwassergebühren: Für entsiegelte Flächen werden auf Antrag im Gegensatz zu versiegelten keine Niederschlagswassergebühren fällig.
Welche Bodenbeläge eignen sich für Auffahrt und Garten?
Damit das Regenwasser künftig seinen Weg in den Boden zum Grundwasser findet, eignen sich je nach Nutzung der Fläche Bepflanzungen mit Stauden, Gehölzen oder auch Rasen, Schotterrasen, durchlässiger Kies, Holzhäcksel, Holzroste, Rasengittersteine oder Pflaster mit großen offenen Zwangsfugen als versickerungsfähige Alternativen. Ein Schotterrasen ist jedoch nicht zu verwechseln mit einem Schottergarten. Bei diesem ist durch die darunterliegenden Folien oder Vliese überhaupt keine Versickerung möglich.