Ernährung

Weit gereistes Luxusprodukt oder echtes Wundermittel?

Weit gereistes Luxusprodukt oder echtes Wundermittel?

Honig ist hierzulande sehr beliebt. Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 1,1 Kilogramm pro Jahr konsumieren die Deutschen weltweit am meisten Honig. Beim gehypten Manuka-Honig handelt es sich um eine weit gereist Variante, bei der ausschließlich der Blütennektar der neuseeländischen und australischen Südseemyrte (Manuka) im Glas landet. Die dickflüssige Masse wird allerdings weniger als Süßmacher genutzt, sondern als Mittel gegen verschiedene Beschwerden angesehen. Angela Clausen von der Verbraucherzentrale NRW ordnet Mnuka-Honig ein und erklärt, worauf Verbraucher:innen achten sollten.

Was macht das angebliche „Wundermittel“ Manuka-Honig so besonders im Vergleich zu einheimischem Honig?

Manuka-Honig wird aus dem Nektar der Blüten des Manuka-Strauchs gewonnen (Fachbegriff: Leptospermum scoparium), der nur in den Bergregionen Neuseelands und in Teilen Australiens wächst. Er ist dickflüssig und schmeckt pur eher kräftig und leicht herb. Die neuseeländischen Ureinwohner nutzen ihn schon seit Jahrhunderten, um Entzündungen und Infektionen zu behandeln. Laut mehrerer Studien wirkt er antibakteriell und wird daher auch in der Medizin eingesetzt. Die antibakterielle Wirkung kommt vermutlich durch den hohen Gehalt an Methylglyoxal (MGO), das entsteht, nachdem Bienen den Blütennektar gesammelt und zu Honig verarbeitet haben. Im Vergleich zu anderem Honig enthält echter Manuka-Honig bis zu hundert Mal mehr Methylglyoxal. Der in der Medizin verwendete Manuka-Honig (Medizinprodukt) wird anders als das Lebensmittel sterilisiert und nur äußerlich angewendet. Während beim medizinischen Honig bestimmte (nachgewiesene) Aussagen zur Wundheilung erlaubt sind, gilt das nicht für das Lebensmittel Manuka-Honig oder entsprechende Nahrungsergänzungsmittel. Werbeaussagen auf dem Honigglas, die suggerieren, Krankheiten zu heilen oder zu lindern, sind verboten. Auch mit einer entzündungshemmenden oder antibakteriellen Wirkung darf nicht geworben werden. Gesundheitsbezogene Angaben bei Nahrungsergänzungsmitteln mit Manuka beziehen sich nicht auf den Honig selbst, sondern auf zugesetzte Nährstoffe wie Vitamin C, Vitamin D oder Zink. Wegen möglicher Verunreinigung sollten Verbraucher:innen das Lebensmittel Manuka-Honig nicht zur Wundheilung verwenden.

Warum gibt es so große Preisspannen beim Manuka-Honig?

Manuka-Honig ist selten und damit sehr teuer – 250 Gramm kosten bis zu 80 Euro. Der Preis ist meist abhängig vom MGO-Gehalt. Allerdings gibt es dafür gar keine Empfehlungen, auch wenn gerne mit einem besonders hohen Gehalt geworben wird. Fälschungen oder gestreckte Waren sind leider keine Seltenheit. Ein einheitliches Siegel für echten Manuka-Honig gibt es leider nicht. Wer beim Kauf darauf achtet, ob der Anbieter Mitglied des neuseeländischen Branchenverbandes „Unique Manuka Factor Honey Association" oder der „Australian Manuka Honey Association“ ist, kann zumindest davon ausgehen, dass der gekennzeichnete Honig auf Reinheit geprüft und zertifiziert ist.

Worauf sollte man beim Kauf von Honig allgemein achten?

In Deutschland gibt es eine Honig-Verordnung, die regelt, dass jeder Honig, der hierzulande verkauft wird, egal ob importiert oder aus dem Inland, den Qualitätsstandards dieser Verordnung entspricht. Sie beinhaltet zum Beispiel Anforderungen zur Beschaffenheit, zur Kennzeichnung und zum Anwendungsbereich. Wer gerne seinen nicht zu heißen Tee nur mit Honig aus Deutschland süßen oder lokale Imker:innen unterstützen möchte, kann Produkte mit „Deutschland“ als Ursprungsland, dem Begriff „Deutscher Honig“, dem Logo des Deutschen Imkerbunds oder einer bestimmten regionalen Herkunft wie „Honig aus dem Sauerland“ auf dem Etikett wählen. Gut zu wissen: Angaben wie „echt“, „ohne Zusätze“ oder „Bienenhonig“ können suggerieren, manche Honige wären besondere Naturprodukte. Dabei muss Honig laut deutscher Honigverordnung ein natursüßer Stoff sein, der nur Honig enthält und nur von Honigbienen erzeugt wurde. Wo „Honig“ drauf steht, muss also auch Honig drin sein. Übrigens sollten Honig-Gläser am besten nur gespült im Altglas entsorgt werden, um die Weiterverbreitung der für Bienen gefährlichen Varroamilbe zu verhindern. Und nicht zu vergessen: Honig als Lebensmittel ist ein Rohprodukt und deswegen für Kinder unter zwölf Monaten nicht geeignet.

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